Die Nieren sind lebenswichtige Organe, deren Leistung bei chronischem Nierenversagen durch eine Dialyse nur ungenügend kompensiert werden kann. Aus diesem Grund ist es wichtig, Nierenerkrankungen so früh wie möglich zu erkennen und zu therapieren.
Trotz ihrer geringen Größe ist die Funktion der Nieren höchst komplex. Im Bereich der außen liegenden Nierenrinde befinden sich die funktionellen Einheiten der Nieren: viele Millionen von Nierenkörperchen (Glomeruli). Die Hauptaufgabe ist die Ausscheidung harnpflichtiger Substanzen: Dabei wird das über die Nierenarterie zugeführte Blut in den Glomeruli gereinigt. Es entsteht ein Primärharn, der bis zur Ausscheidung noch mehrfach gefiltert und aufkonzentriert wird. Noch brauchbare Inhaltsstoffe werden wieder an das Blut zurückgegeben, Schadstoffe (z.B. Medikamente) und Stoffwechselendprodukte (harnpflichtige Substanzen) werden ausgeschieden.
Des Weiteren regulieren die Nieren den Säure-Basen- sowie den Wasserhaushalt und bilden Hormone zur Regelung des Blutdrucks und der Bildung roter Blutkörperchen.
Das Tückische an Nierenerkrankungen ist der langwierige Krankheitsverlauf von der Schädigung bis zum Versagen der Funktion der Nieren. Dieser Prozess verläuft meist schleichend und kann – je nach Schädigung – Monate, aber auch Jahre dauern. Die Nieren verlieren im Verlauf der Nierenkrankheit zunehmend die Fähigkeit, den Körper über den Urin zu entgiften. Die Symptome der Nierenerkrankung sind vielfältig, Betroffene fühlen sich abgeschlagen, müde und nur noch sehr begrenzt leistungsfähig.
Unbehandelt führt ein Versagen der Nierenfunktion zur Schädigung des Herzens, des zentralen Nervensystems, der Magen- und Darmschleimhäute, der Blutgerinnung und letztendlich durch Harnvergiftung zum Tod. Mit Hilfe der Blutwäsche (Hämodialyse) oder auch der Bauchfellwäsche (Peritonealdialyse) kann die Funktion der Nieren ersetzt werden. Eine transplantierte Niere kann die Nierenfunktion übernehmen.
Erkrankungen der Nieren erkennen
Nierenkrankheiten können sich plötzlich (akut) oder über einen längeren Zeitraum (chronisch) entwickeln. Typische Symptome der Nierenerkrankung sind abhängig vom Stadium:
- Erste Anzeichen: vermehrte Ausscheidung von hellem Urin, erhöhter Blutdruck, Wassereinlagerungen (Ödeme), Blut im Urin
- Nierenschwäche im Endstadium: nicht mehr einzustellender Bluthochdruck, verminderte Urinmenge, Ödeme, Luftnot, Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, unregelmäßiger Herzschlag, Benommenheit, Schläfrigkeit, Krämpfe, Koma
Häufigste Nierenerkrankungen, die zu einem Nierenversagen führen können:
Ist bei einer lange bestehenden Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) der Blutzuckerspiegel unzureichend eingestellt, führt dies zu einer irreversiblen Schädigung der Nieren.
Hierbei handelt es sich um eine Entzündung (Nephritis) und Zerstörung der Nierenkörperchen (Glomeruli), die häufig im Anschluss an eine Infektion des Mund- und Rachenraums bzw. eine Grippe auftritt. Vielfach bleibt die Ursache allerdings unbekannt. Schweregrad und Verlaufsform der Glomerulonephritis bestimmen das Ausmaß der Nierenschädigung.
Infolge einer nicht ausgeheilten oder sich häufig wiederholenden bakteriellen Entzündung des Nierenbeckens kommt es zu einer chronischen Schädigung mit zunehmendem Verlust von Nierengewebe und langsam abnehmender Funktionstüchtigkeit der Nieren. Typische Anzeichen einer Nierenbeckenentzündung sind plötzlich ansteigendes Fieber, Schüttelfrost und Appetitlosigkeit verbunden mit heftigem Flankenschmerz.
Durch den übermäßigen und langjährigen Gebrauch von Schmerzmitteln (z.B. Paracetamol), vor allem auch von Mischpräparaten, kann es zu einer chronischen Entzündung des Nierengewebes kommen. Im Verlauf sterben Teile der Niere ab und verursachen so ein chronisches Nierenversagen. Darüber hinaus ist das Risiko für Harnwegstumore vergrößert.
Ein lange bestehender Bluthochdruck über 160 mmHg führt zu einer schleichenden, irreversiblen Schädigung der Nieren.
Bei Zystennieren handelt es sich um die angeborene, an beiden Nieren auftretende schrittweise Zerstörung des Nierengewebes durch zahlreiche, unterschiedlich große, wassergefüllte Hohlräume (Zysten). Die Nieren können durch das Wachstum der Zysten mehrere Kilogramm schwer werden. Zystennieren dürfen nicht mit den vereinzelt auftretenden Nierenzysten verwechselt werden. Vereinzelt auftretende Nierenzysten beeinträchtigen die Nierenfunktion normalerweise nicht, auch wenn sie gelegentlich zu einem Druckgefühl in der Flanke oder Schmerzen führen können.
Schrumpfnieren können angeboren sein oder als Folge einer Engstelle am Abgang der Nierenarterie auftreten, die zu einer reduzierten Durchblutung der Niere führt. Es kommt zum Absterben von Nierengewebe und zur Schrumpfung der Niere.
Ist der Harnabfluss aus dem Nierenbecken in die Blase gestört, kommt es zu einem Harnstau. Das Nierenbecken wird überdehnt und drückt auf das Nierengewebe, wodurch es zu einer dauerhaften Schädigung der Niere kommen kann. Ursachen der Harnabflussstörung können Harnleitersteine, Narben (z.B. nach Bestrahlung oder Unfall) oder auch ein lang andauernder Harnrückfluss aus der Blase über die Harnleiter ins Nierenbecken sein.
Ziel einer Behandlung ist die Beseitigung der Ursache, z.B. durch Gabe eines Antibiotikums bei einer bakteriellen Entzündung, operative Maßnahmen (z.B. bei einem Rückfluss des Urins in das Nierenbecken), die richtige Einstellung des Blutdruckes mit Hilfe blutdrucksenkender Medikamente oder die Einstellung und Überwachung des Blutzuckerspiegels bei einem Diabetiker.
Die Untersuchung von Blut und Urin gibt Aufschluss über die Entgiftungsleistung der Niere. Mit Hilfe einer Ultraschalluntersuchung können Größe, Lage und Form von Nieren und Blase beurteilt und ein Harnstau erkannt werden. Auch Nierenbecken-, Harnleiter- oder Blasensteine, Tumore, Harnabflussstörungen und eine verminderte Durchblutung der Nieren können mit Hilfe von Röntgengeräten, Duplex-Sonographie (Ultraschalluntersuchung der Gefäße) und weiteren Geräten diagnostiziert werden. Die Entnahme einer Gewebeprobe aus der Niere (Biopsie) gibt in bestimmten Fällen letzten Aufschluss über die Ursache einer Nierenerkrankung (z.B. bei einer Glomerulonephritis).
Ist eine Heilung aufgrund der fortgeschrittenen Nierenerkrankung nicht mehr möglich, kann der weitere Krankheitsverlauf durch regelmäßige ärztliche Behandlung positiv beeinflusst werden. Wenn die Niere nicht mehr in der Lage ist, den Körper ausreichend zu entgiften, bleibt nur noch ein Nierenersatzverfahren – die Dialyse oder die Transplantation.
- Internisten im Netz. Chronische Nierenschwäche: Erste Anzeichen & Symptome. https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/nierenschwaeche-chronisch/erste-anzeichen-symptome.html (letzter Zugriff: Juli 2023).
- Nephrologisches Zentrum Emsland. Grundlagen. https://www.nze-lingen.de/grundlagen/ (letzter Zugriff: August 2023).