Ihre ganzheitliche Gesundheit bedarf besonders großer Aufmerksamkeit. Vor allem in der Phase nach der Operation, wenn Sie noch spezielle Medikamente einnehmen, sollten Sie mit dem Einsatz anderer Arzneimittel sehr vorsichtig sein. Bleiben Sie daher in engem Kontakt mit Ihrem Transplantationsarzt und teilen Sie ihm plötzliche Veränderungen Ihres Gesundheitszustandes umgehend mit. Grundsätzlich empfiehlt es sich, zu Infektionen und Impfungen die jeweils aktuellen Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) zu berücksichtigen. Die kompletten Empfehlungen der STIKO für Patienten mit Immunsuppression finden Sie in folgendem Dokument ab Seite 35.
Da viele Medikamente die Wirkung der Immunsuppressiva beeinflussen können, sollten Sie vor der Einnahme eines neuen Medikaments ihren Transplantationsarzt konsultieren. Medikamente können manchmal auch Anzeichen einer Abstoßungsreaktion oder andere Erkrankungen verschleiern.
Bei der Bekämpfung von Schmerzen ist auf die Einnahme Acetylsalicylsäure-haltiger Medikamente zu verzichten, da sie Magenbeschwerden auslösen können. Paracetamol ist hierfür besser geeignet. Gegen Vitaminpräparate ist nichts einzuwenden, wobei eine ausgewogene Ernährung in der Regel ausreicht.
Internationale Impfausweise und Notfallausweise sind beim Arzt oder bei dem Bundesverband der Organtransplantierten erhältlich. Auf dem Ausweis ist auch Raum für wichtige medizinische Vermerke. Hier sollten Informationen zur Operation, die wichtigsten Medikamente und die Telefonnummer der betreuenden Transplantationsklinik eingetragen werden, da bei einem Unfall diese Angaben sehr wichtig sein können.
Bei der Einnahme von Immunsuppressiva wird die Funktion des Immunsystems herabgesetzt, um eine Abstoßungsreaktion des neuen Organs zu verhindern. Gleichzeitig wird auch die Widerstandskraft gegen Infektionen verringert, so dass transplantierte Patienten anfälliger für Infektionen sind. Gerade in der ersten Zeit nach der Transplantation treten gehäuft Infektionen auf. Sie können durch Bakterien, Viren oder Pilze verursacht werden.
Bei der persönlichen Hygiene ist besonders das Händewaschen von großer Bedeutung. Um kleine Wundkratzer und Wunden sofort desinfizieren zu können, sollten Sie Mittel zur Haut- und Wunddesinfektion immer in der Nähe haben.
Informieren Sie Ihren Transplantationsarzt unbedingt bei: Schwellungen, Rötungen, Wundschmerzen, Husten oder Auswurf, erhöhter Temperatur über 38 °C, Schüttelfrost, Erkältung, Grippe, Harnwegsinfekt, Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall, erhöhter Müdigkeit oder Mattigkeit sowie Appetitlosigkeit.
Vermeiden Sie im Rahmen der Infektionsprophylaxe unbedingt Kontakte zu Personen, die an ansteckenden Infektionen wie z.B. Erkältungskrankheiten, Grippe oder Kinderinfektionskrankheiten wie Windpocken, Masern, Mumps, Röteln oder Scharlach erkrankt sind. Das gilt auch für den Umgang mit Personen, die andere übertragbare Krankheiten wie z.B. Hepatitis oder Tuberkulose haben.
Wenn Sie niemals die Kinderkrankheiten Masern, Mumps, Röteln, Pfeiffer‘sches Drüsenfieber (Mononukleose) oder Windpocken durchlitten haben, aber jetzt mit einer entsprechend erkrankten Person in Berührung gekommen sind, müssen Sie umgehend den Transplantationsarzt informieren. Diese Infektionskrankheiten sind höchst gefährlich, wenn Sie unter einer immunsuppressiven Therapie stehen. Spezielle Maßnahmen, wie z.B. die Gabe von Immunglobulinen zur passiven Immunisierung und zur Verhütung eines Krankheitsausbruchs müssen gegebenenfalls zeitnah erfolgen. Entsprechendes gilt auch, wenn Kontakt zu einer Person mit einer aktiven, infektiösen Hepatitis bestand.
Viele Infektionen können mit der richtigen Gabe von Antibiotika auch zu Hause gut behandelt und geheilt werden. Dies sollte aber nur in Absprache mit dem Transplantationsarzt erfolgen. Zu beachten ist dabei, dass einige Medikamente das transplantierte Organ schädigen können und daher nur mit Vorsicht unter genauer Beobachtung eingenommen werden sollten.
Durchfall und Erbrechen können sich auf den Spiegel der immunsuppressiven Medikamente im Blut auswirken, so dass sich die Gefahr einer Abstoßung erhöht. Benachrichtigen Sie Ihren Arzt daher, falls die Durchfallerkrankung länger als 12 Stunden anhält. Normalerweise hilft eine Diät, bestehend aus schwarzem Tee, trockenem Salzgebäck und Bananen. Auf Fett und Zucker sollte währenddessen verzichtet werden.
Wenn bei einer Erkältung eine erhöhte Temperatur von 37,8°C für länger als 12 Stunden besteht oder plötzlich Fieber von über 38,0°C auftritt, sollten Sie den Transplantationsarzt umgehend informieren.
Ansonsten können Sie bei der Behandlung von Erkältungskrankheiten auf bewährte Hausrezepte (Bettruhe, Wadenwickel, Dampfbäder etc.) zurückgreifen. Eine Therapie mit Medikamenten, z.B. mit Nasensprays, sollten Sie aber in jedem Fall mit Ihrem Transplantationsarzt absprechen.
Mit zunehmendem Alter kann sich der Gesundheitszustand Ihrer Knochen verschlechtern, was zu Osteoporose führen kann. Transplantatempfänger können aufgrund der Einnahme von Immunsuppressiva einem erhöhten Risiko für Osteoporose ausgesetzt sein.
Bei einer Osteoporose (Knochenschwund) werden die Knochen abgebaut. Das bedeutet, dass es leichter zu Frakturen (Brüchen) kommt. Diese Frakturen treten am ehesten in der Wirbelsäule, den Hüften und den Handgelenken auf.
Jeder kann an Osteoporose erkranken und es ist ganz normal, dass Ihre Knochen mit zunehmendem Alter immer schwächer werden. Osteoporose tritt besonders häufig bei Frauen nach der Menopause auf.
Als Transplantatempfänger können Sie einem erhöhten Risiko für Osteoporose ausgesetzt sein, da einige Immunsuppressiva die Funktion der Zellen, die für die Knochenproduktion verantwortlich sind, beeinträchtigen. Außerdem können diese Arzneimittel bewirken, dass die Zellen, die für den Abbau von altem Knochenmaterial verantwortlich sind, länger leben. Das bedeutet, dass Ihre Knochen schwächer werden und leichter brechen.
Zur Stärkung der Knochen wird Calcium benötigt. Dieses ist in einer Reihe von Nahrungsmitteln enthalten:
- Grünes Gemüse, wie Brokkoli (nicht aber in Spinat)
- Milchprodukte, wie Käse und Milch
- Nüsse
Um Calcium verwerten zu können, braucht der Körper Vitamin D. Vitamin D entsteht in der Haut, wenn diese dem Sonnenlicht ausgesetzt ist. Vitamin D kann auch über die Nahrung aufgenommen werden:
- Ölhaltiger Fisch, wie Sardinen und Makrele
- Angereicherte Margarinesorten
- Gekochte Eier
- Mit Vitamin D angereicherte Frühstückscerealien
Bei der Zusammenstellung eines für Sie optimierten Ernährungsplans kann Ihnen ein Ernährungsberater helfen. Es gibt auch Nahrungsergänzungsmittel mit Calcium und Vitamin D. Ihr Transplantationsteam kann Ihnen sagen, ob Sie diese benötigen.
Sportarten mit Belastung und Widerstand wie Walking, Krafttraining im Fitnessstudio und Aerobic können zur Stärkung Ihrer Knochen und zum Schutz vor Osteoporose beitragen. Fragen Sie Ihr Transplantationsteam, welche Übungen am besten für Sie geeignet sind.
Impfungen sind bei transplantierten Patienten aufgrund ihrer eingeschränkten Immunabwehr besonders wichtig. Kontaktieren Sie vor jeder Impfung in jedem Fall ihr Transplantationszentrum. Dieses erstellt einen auf ihre individuelle Situation abgestimmten Impfplan auf Basis der RKI-Empfehlungen. Grundsätzlich wird vom RKI auch die Impfung von Angehörigen empfohlen. Einen entsprechenden Impfplan können diese ebenfalls mit dem Transplantationszentrum abstimmen. Die folgenden Empfehlungen basieren auf den aktuellen Impfempfehlungen für immunsupprimierte Patienten des RKI.
Als transplantierter Patient sollten Sie zusätzlich gegen Diphterie, Tetanus, Hepatitis A und B, Kinderlähmung (Poliomyelitis), Grippe (Influenza), Pertussis, HPV, Meningokokken, FSME, Herpes zoster und Pneumokokken geimpft sein.
Bei Auslandsreisen sollten je nach Reiseland Impfungen gegen Tollwut, Cholera, Typhus, Meningokokken-Infektionen und Gelbfieber in Erwägung gezogen werden. Kliniken, Ärzte und Tropeninstitute informieren Sie gezielt über die notwendigen Impfungen.
Nach der Transplantation wird mit der immunsuppressiven Therapie begonnen. Danach dürfen in der Regel keine Impfungen mit Lebendimpfstoffen mehr durchgeführt werden. Bei Notwendigkeit einer Mumps-Masern-Röteln-Varizellen-Impfung wird unter genauester Risikoabwägung im Einzelfall entschieden. In den ersten 6 Monaten sollten – abgesehen von wenigen Sonderfällen – keine Impfungen vorgenommen werden. Eine Ausnahme stellt die Grippeimpfung dar, die bereits ab 4 Wochen nach Transplantation durchgeführt werden darf.
Sie selbst, wie auch Ihre unmittelbaren Kontaktpersonen, sollten jährlich gegen Grippe geimpft werden. Die zur Verfügung stehenden Impfstoffe gelten als empfehlenswert und sicher. Im Vorfeld von Reisen sollten Sie bedenken, dass vor allem in tropischen Ländern Grippeviren ganzjährig auftreten können.
Eine Windpocken-Infektion (Erreger: Varizella-Zoster-Viren) endet bei immunsupprimierten Patienten häufig tödlich. Transplantierte Patienten und ihre Kontaktpersonen sollten deshalb vorsorglich gegen Windpocken geimpft werden, wenn Sie noch keine Windpocken-Infektion gehabt haben.
Lungenentzündungen und Gehirnentzündungen sind lebensbedrohliche Komplikationen, die bei Maserninfektionen (Erreger: Masern-Virus) transplantierter Patienten auftreten können. Da Masern in vielen tropischen Ländern sehr verbreitet sind, ist eine Impfung unbedingt zu empfehlen. Es stehen Kombinationsimpfstoffe gegen Masern/Mumps und Röteln zur Verfügung.
Der Wundstarrkrampf wird durch das überall im Boden vorkommende Bakterium Clostridium tetani verursacht. Denken Sie alle zehn Jahre an eine Auffrischung Ihres Tetanus-Schutzes.
Impfungen gegen Diphterie (Erreger: Corynebacterium diphtheriae) sind in Europa ziemlich in Vergessenheit geraten. Dies ist allerdings beunruhigend in Anbetracht der Verbreitung von Diphtherie-Erkrankungen vor allem in osteuropäischen Ländern. Deshalb sollten Sie alle zehn Jahre Ihre Impfung gegen Diphterie auffrischen.
Die gut verträgliche Pneumokokken-Impfung ist für jeden transplantierten Patienten empfehlenswert.
Reisende, die in Länder der ehemaligen Sowjetunion sowie in den asiatischen und afrikanischen Raum wollen, sind gefährdet, an Kinderlähmung (Erreger: Poliomyelitis-Virus) zu erkranken. Australien und Amerika gelten als Poliomyelitis-frei. Seit 1998 steht in Deutschland ausschließlich ein Tot-Impfstoff mit inaktivierten Viren zur Verfügung, der gut wirkt und auch von Transplantierten gut vertragen wird.
Hepatitis A und B werden durch die gleichnamigen Viren verursacht. Eine Hepatitis A ist eine infektiöse Erkrankung, die vor allem bei Reisen in südliche und östliche Länder mit niedrigem hygienischen Standard auftreten kann. Sie gefährdet jeden Reisenden. Es steht ein hocheffektiver, gut verträglicher Impfstoff zur Verfügung. Die Impfung gegen Hepatitis A sollte mindestens einen Monat vor Antritt der Reise erfolgen. Aber auch wenn Sie sich bereits infiziert haben sollten, kann eine nachträgliche Impfung helfen.
Eine Hepatitis B kann über Blut und Sexualkontakte übertragen werden. Aufgrund der Notwendigkeit häufiger medizinischer Behandlungen und eventuell notwendiger Transfusionen gehört die Schutz-Impfung gegen Hepatitis B heute zur Routine-Behandlung.
Meningokokken sind Bakterien, die eine Hirnhautentzündung auslösen können. Sie kommen im „Meningokokken-Gürtel“ vor, der von Afrika (Sahelzone vom Senegal bis zum Sudan) zu den Ländern des Nahen Ostens, dem indischen Subkontinent bis einschließlich Nepal und Brasilien reicht. Das Infektionsrisiko ist generell gering, eine Gefährdung besteht aber in der trockenen Jahreszeit und bei engem Kontakt zur einheimischen Bevölkerung. Pilger zu den heiligen Stätten des Islam sind zur Impfung gegen Meningokokken verpflichtet. Bei Reisen in gefährdete Gebiete sollte ein entsprechender Impfschutz bestehen.
Gelbfieber (Erreger: Flavivirus febris) wird durch Moskitos übertragen. Gefährdete Gebiete sind Afrika und Südamerika zwischen dem 17. Nördlichen und 17. Südlichen Breitengrad. In Australien und im asiatischen Raum gibt es kaum Gelbfieber.
Transplantierte dürfen den zurzeit verwendeten Lebendimpfstoff nicht erhalten. Für Länder, die bei der Ein- oder Durchreise eine Impfbescheinigung gegen Gelbfieber fordern, muss eine Ausnahmegenehmigung eingeholt werden. Die Impfbefreiung muss als „exemption certificate“ im Impfpass (mit Unterschrift und Siegel) dokumentiert werden, wobei keine Anerkennungspflicht des Einreiselandes besteht.
Thyphus (Erreger: Salmonella typhi) gehört zu den bakteriellen Infektionskrankheiten, die durch Hygienemaßnahmen vermeidbar sind. Diese gehören in einigen Ländern jedoch nicht zum Standard. Dies betrifft Indien, Nord- und Westafrika sowie Peru, insbesondere bei Aufenthalten in ländlichen Gegenden. Eine Impfung mit einem Tot-Impfstoff ist bei transplantierten Patienten unbedingt zu empfehlen. Trotzdem kann eine hohe Anzahl an Typhus-Bakterien diesen Impfschutz durchbrechen.
Die Cholera-Erkrankung (Erreger: Vibrio cholerae) kann durch das Einhalten hygienischer Maßnahmen verhindert werden. Die Ansteckungsgefahr für Reisende ist gering, da die Erkrankung meist in Epidemien, selten als Einzelfallerkrankung auftritt. Eine Impfung ist daher nur bei längeren Aufenthalten in gefährdeten Gebieten wie Süd- und Südostasien, Afrika und Südamerika angezeigt. Ihr Arzt berät Sie hier zu den notwendigen Maßnahmen.
Eine Tollwut-Impfung ist bei Reisen nach Indien, Afrika und Südamerika vor Reiseantritt empfehlenswert.
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- Netdoktor Immunsuppression. https://www.netdoktor.de/therapien/immunsuppression/ (letzter Zugriff: August 2023).
- Infektionen nach der Transplantation: Krankheitserreger und Symptome. https://www.transplantation-verstehen.de/spezialthemen/infektionen/krankheitserreger-und-symptome (letzter Zugriff: August 2023).
- Astellas. Broschüre: Impfungen vor und nach einer Herztransplantation – Ein Ratgeber für Patientinnen und Patienten.